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ULRIKE GROSSARTH
occidental thinking machines
1. April - 17. May 2008
 
Ulrike Grossarth
 
Seit dem Beginn meiner bildnerisch-plastischen Arbeit 1987, kreist mein Denken und Formulieren um Repräsentanten unterschiedlicher Aggregatszustände von Körpern, die verschiedenen mentalen Feldern zuzuordnen sind.
Anhand solcher Fragen konnte ich materialisierende Prozesse in Gang bringen, die mitunter Jahre dauerten, indem ich plastische Milieus realisierte, um ihre "Wirkweise" zu untersuchen.
Sehr oft werden diese Prozesse ausgelöst durch geistesgeschichtliche oder kulturhistorische Themen, also Gegebenheiten, die auf unser Denken und Handeln Einfluss nehmen, und die generell gesagt, unser Leben prägen.
 
Selbst vom Tanz herkommend beschäftigt mich in den "Weltmodellen" der Stellenwert, der dem Körper eingeräumt wird oder, besser gesagt: die Entwürfe, Konstruktionen und Vorstellungen von Körpern, die in abstrakten, entrückten Systemen als "Übergangspotentiale" dienen, die also quasi Verkörperungen und Stationen in der Denkanlage sind.
Mich interessiert wie weit die Physis hineinreicht in das Konstruieren von ideellen Systemen und welche Form, Gestalt, Figur dabei eine Rolle spielen.
 
So bin ich fasziniert von den Gegenständen, die aus philosophischen Systemen stammend im populären Informationswissen der Gesellschaft als Phantome herumgeistern.: z.B. Kants "Ding an sich" (BAU I, 1987-2005), die Leibnizsche "Monade". (Leibnizprojekt,1999-2003) und die 'res extensa' und 'res cogitans' des René Descartes, seine Aufteilung des Menschen in einen mechanisch funktionierenden Organismus und eine Seele mit der er die ursprüngliche Unterscheidung von Geist und Materie konstruierte, auf der alles theoretische Denken beruht.
 
In der Ausstellung arbeite ich mit der Verwebung und Aufbereitung verschiedener "Kulturkonserven".
Zum einen die Bildbände der Enzyklopädie d'Alembert & Diderot, in der 1751 der Versuch gemacht wurde, alle menschlichen Wissengebiete in einen logischen und genetischen Zusammenhang zu bringen.
Auf über 8OO Seiten sind Abbildungen von Werkstätten aller Art und die analytische Auflistung aller Handwerkzeuge und Handwerkzeugteile zu finden, bis zur kleinsten Schraube. Da man die Beschreibung dieses Inventars nicht nur sprachlich lösen konnte, ergab sich die Notwendigkeit von Zeichnungen.
 
Ich betrachte die Formen der Enzyklopädie ebenfalls als Allegorien, im Sinne eines kausal geprägten, technischen Weltbildes.
Sie sind Objekte des rationalen Kalkulierens, eines Denkens, dessen hervorstechendes Merkmal die Spaltung ist.
 
Die Scherenschnitte sind geometrische Figuren (figura entis) aus dem Werk Giordano Brunos (1548 bis 1600), dessen Hauptthema die Unendlichkeit des Universums, die lebendige kosmische Einheit, die sich, so Bruno, in der Vielfalt im permanenten Umschlag des Entgegengesetzten, in der Wechselwirkung des Verschiedenen erhält.
 
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